Abstract

Während dem Wiederaufbau der Nachkriegszeit fanden in Südeuropa besondere institutionelle und soziale Umbrüche statt, aufgrund welcher der Wohnungsbau und die Wohnumständen in diesen Ländern von den zentral-europäischen abgewichen haben. Diese Änderungen hatten zur Folge, dass der Wohnbau in den südeuropäischen Ländern mehrheitlich von privater Hand durchgeführt wurde, was aber bisher größtenteils unerforscht blieb. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Tatsache, dass das Wohnen entlang zentral- und nordeuropäischer Kriterien ausgewertet wird, das heißt laut den Erfahrungen von Ländern, die bedeutende und wirksame Sozialwohnbauten geschafft haben. Nichtsdestotrotz sind in den letzten Jahren mehrere Publikationen erschienen, die die Idee fördern, das Wohnen in Südeuropa als unabhängiges Phänomen mit seinen besonderen sozialen und wirtschaftlichen Charakteristiken wahrzunehmen. Daher ist das Ziel dieser Arbeit, den Wohnbau nicht nur mit sozialen Wohnungsprojekten gleichzustellen, sondern als allererstes die lokalen und besonderen Umstände von Südeuropa zu verstehen. Im Fokus dieser Arbeit steht der in Griechenland zweifellos beherrschende Wohntypus des Appartementhauses, die so-genannte Polykatoikia, die auch in den zwei weiteren untersuchten Ländern, Italien und Spanien, Bedeutung erlangt hat. Die Polykatoikia, was auf gut Deutsch als „Vielfach-Wohnhaus“ übersetzt werden kann , wurde während des Baubooms der fünfziger und sechziger Jahre fieberartig konstruiert, insbesondere im Rahmen eines spekulativen Bauunternehmertums. Der Begriff Polykatoikia wurde schon im Jahr 1932 eingesetzt, bezieht sich aufs Stockwerkeigentum und wird heutzutage sehr breit verwendet; ähnlich ausgebreitet ist der italienische Wohntypus Palazzina, der zwar in den Dreißiger und Fünfziger Jahren ein bürgerliches Wohngebäude war, aber während der Nachkriegszeit von Privatunternehmern für den Mittelstand hektisch reproduziert wurde . Spaniens Wohnbau wurde von größeren gestifteten Sozialsiedlungen bestimmt, aber diese Arbeit zielt darauf ab, das spanische Appartementhaus edificio de viviendas zu erforschen, und die Gründe seiner - auch wenn geringeren - Ausbreitung auszuarbeiten. Der Grund für dieses bestimmte Forschungsfeld ist die Tatsache dass in allen drei Länder das Wohnen wenig mit dem Denkvermögen der Architekten zu tun hat und eher von den verbrauchsorientierten Wünsche der Einwohner und den Konsumbedürfnissen bestimmt wird. Polykatoikia war ein billiges und einfaches Konstruktionssystem, das bedingungslos wiederholt werden konnte. Trotzdem sind die genauen Mechanismen dieser spekulativen Produktion, sowie ihre Charakteristika, ihre Ergebnisse und die begründeten Gewohnheiten noch unbekannt.

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